Rehkitz Rettung und was dazugehört

 Manch einer denkt sich:  Ach ja, die Rehkitzretter, die laufen im Mai durch die Felder und retten Kitze. Das war‘s ! 

Das Ganze ist nicht so einfach wie es von außen scheint. Und das wollen wir euch in den nächsten Wochen anhand einzelner Aspekte aus dem Bereich unserer Arbeit näher bringen. 

Nicht zuletzt aus dem Grunde, damit ihr nachvollziehen könnt warum wir eure Unterstützung brauchen und auch immer wieder Spenden sammeln müssen.

 

 Solltet ihr selbst an einem bestimmten Thema aus dem Bereich der Rehkitzrettung interessiert sein, dann schreibt uns gerne eine E-Mail. Wir werden versuchen es aufzunehmen. 


Rechtliche Situation

Wir werden immer wieder konfrontiert mit den Frage:

Wer ist eigentlich verantwortlich für den Schutz der Rehkitze? 

 § 17 Tierschutzgesetz besagt : „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder 2. einem Wirbeltier a) aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder b) länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“

In den letzten Jahren wurden bereits einige Strafurteile gegen Landwirte gefällt, die Rehkitze vermäht haben.

 

Eine Strafbarkeit gem. § 17 TierSchG ist gegeben, wenn bei dem Täter Vorsatz für sein Handeln vorliegt. In der Rechtssprechung gibt es aber auch den „bedingten Vorsatz“, „wenn’s denn passiert, dann ist es eben so“, der Täter nimmt also das Ergebnis billigend in Kauf. 

Es gibt heutzutage Möglichkeiten genug eine Vorsorge zu treffen. 

Beim Nichtstun kann man dem Landwirt eindeutig den bedingten Vorsatz unterstellen. 

Beauftragt ein Landwirt einen Lohnunternehmer, und es fehlen vertragliche Regelungen der Zuständigkeit für die Vorsorge, so zeichnet hauptsächlich die direkt und unmittelbar handelnde Person verantwortlich, also der Erntehelfer, der das Mähfahrzeug steuert. 

Daher empfiehlt es sich dringend, vor Beginn der Arbeit den Auftraggeber nach zuvor getätigten Schutzmaßnahmen zu befragen. 

Hat keine Schutzmaßnahme stattgefunden, ist die Mahd zu unterlassen!

Eine gewisse Mitverantwortung des Jägers im Zuge seiner Hegepflicht wird auch gesehen. 

 

Eine weitere Frage, die uns immer wieder gestellt wird:

Kann jeder losgehen und Rehkitze retten? 

Prinzipiell ja, aber man muss um folgende Dinge wissen:

Bei der Rehkitzrettung handelt es sich nach Einschätzung vieler Fachkundiger um eine Art von  „Jagdausübung“. Dieses Recht obliegt ausschließlich dem jeweiligen Jagdausübungsberechtigten. 

Eine Handlung ohne dessen Zustimmung stellt somit den Tatbestand der Jagdwilderei dar.

Das Jedermann Recht nach § 45 Abs. 5 BNatSchG, hilflose Tiere aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen, gilt ausdrücklich nur vorbehaltlich jagdrechtlicher Vorschriften, also nicht für Wild! 

Die Rehkitzrettung bedarf also zumindest einer Erlaubnis des Revierinhabers. 

 

Der Schlüssel zum Erfolg heißt: 

Ein gutes Miteinander zwischen Landwirten, Jägern und den Rehkitzrettern

 

Also nicht einfach loslaufen und Probleme bekommen, sondern schließt euch bestehenden Gruppen oder Vereinen an.  Und wenn es die noch nicht gibt in eurer Nähe, dann fragt den zuständigen Revierleiter und bietet eure Hilfe an. 

Wer sich intensiver mit den Fragen auseinandersetzen möchte, hier ein paar interessante Quellen : 

https://fliegender-wildretter.de/rechtliche-folgen/Jagdcast #48  -  Podcast von Frank Zabel 

https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/reh-stoppt-den-maehtod


Info zur Rehkitzsuche

Die Landwirtschaft hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert.

Die steigende Notwendigkeit in der Heuernte immer wirtschaftlicher zu arbeiten, sowie die wechselhaften Wetterbedingungen zwingt die Bauern dazu möglichst viele Grasschnitte zu machen,

um möglichst viele Futtervorräte anlegen zu können. Dadurch wurde der Mähzeitpunkt teilweise

immer weiter nach vorn verlegt.

 

Die Rehe und andere Wildtiere können dieser rasanten Entwicklung nicht folgen und ihr natürliches Verhalten anpassen. Sie legen wie seit eh und je ihre Kitze in dem tiefen Gras ab, in der Annahme die Kleinen hier vor Fressfeinden und anderen Gefahren sicher zu wissen. 

 

Jährlich sterben durch Mäharbeiten allein in Deutschland Tausende von Tieren. Da die Rehkitze und Junghasen bis zu einem gewissen Alter keinen Fluchtreflex haben, werden sie daher leider sehr oft vom Mähwerk erfasst und verstümmelt oder getötet.

 

Die meisten Bauern und Jäger bemühen sich zwar nach bestem Wissen und Gewissen um Vermeidung dieser Tragödien, sind aber teilweise auch machtlos angesichts der großen Grasflächen und der geringen Personenzahl, die ihnen zu Verfügung stehen, um diese Flächen vorher abzusuchen. 

 


Gut versteckt im Gras.... man muss schon genau hinschauen, um nicht daran vorbeizulaufen.


Liegeplatz einer Ricke 


Die richtige Mähmethode